⌘ 19.5.-13.6.2022, Rügen (D) - Bornholm (DK)
Bornholm, Dänemarks östlichste Insel. Sie allein soll schon eine Reise wert sein, also gibt es kein Vorbeikommen.
Zunächst verlassen wir aber wieder das "Baggerloch" aka Wamper Wiek und bringen uns im Zicker See in Lauerstellung. Wir warten auf das passende Wind- und Wetterfenster, was einige Tage dauert. Zwischendurch verkriechen wir uns sogar in den kleinen Hafen in Thiessow um uns vor einem durchziehenden Tief zu schützen. Nachts um vier geht es dann plötzlich los. Die Riggs pfeifen was das Zeug hält und alle Männer stehen wie abgesprochen in ihren Cockpits und sondieren die Lage. Sind alle Fender richtig platziert? Halten die Festmacher des eigenen und der anderen Boote? Der Windmesser zeigt in der Spitze fast 50kn. Die Lage beruhigt sich zum Glück recht schnell und so klettern alle ohne einen Zwischenfall zurück in ihre Kojen.
Hafen von Thiessow
Der Hafen von Thiessow ist klein und verschlafen. Insel-Charme im allerbesten Sinne, wozu insbesondere die einheimischen Fischer beitragen. Wir mögen es sehr. Wer auf moderne Marinas mit allem Schnickschnack steht, ist hier falsch.
In einer spontanen und kurzweiligen Bierrunde lernen wir einige von ihnen kurz kennen, treffen ein niederländisches Segelpaar, was dort seine neue Heimat gefunden hat und ein Berliner Pärchen, was in den Startlöchern Richtung Mittelmeer sitzt. Sie warten seit Wochen auf ihre neuen Segel. Die Story allein wäre einen Beitrag wert.
Das Pärchen ist in Begleitung eines kleines Dackelherren namens Oskar. Ein wahres Goldstück, was auch Judy findet. Die beiden können kaum voneinander lassen und toben herzlich miteinander.
Beeindruckt hat uns beide, wie viel positiver wir diesen Ort und die Menschen bei unserem zweiten Besuch wahrgenommen haben. Ähnlich erging es uns schon im "Baggerloch". Also: Einen zweiten Versuch ist es immer wert!
Auf nach Bornholm
Endlich öffnet sich das passende Windfenster, was uns gutes Vorankommen verspricht. Die ersten 1,5h laufen super. Unter Vollzeug geht es mit 6kn voran. Dann stottert der Wind und hinter uns braut sich ein stattliches Gewitter zusammen. Es streift uns glücklicherweise nur mit reichlich Regen. Blitz und Donner toben sich über Rügen aus. Nach drei Stunden und nur 7nm starten wir den Motor und verfluchen leise den Verfasser der Wettervorhersage. Von Gewitter und Flaute war keine Rede, von der wenig später vom Himmel brennenden Sonne allerdings auch nicht und so erhellt sich unsere Laune wieder. Bis auf den "Krach" des Diesels geht es uns bestens. Wir umfahren zunächst zwei Sperrgebiete der Marine, in denen aktuell geschossen werden soll. Wir können weit und breit nichts entdecken, wollen aber kein Risiko eingehen. Dann geht es mit Kurs Nordost geradewegs nach Bornholm. Es wird gelesen, gedöst, sich gesonnt und mit Judy gekuschelt. Die See beobachtet und ein wenig philosophiert, bis irgendwann Bornholm am Horizont erscheint. Bald ist dann auch Rønne zu sehen und wir finden uns wenig später im Yachthafen wieder. Der ist viel kleiner und vor allem stärker belegt als erwartet. Wir drehen einige Kreise ehe uns Helfer an Land an einen der letzten Plätze leiten. Nach knapp 13h und fast 66nm sind wir in der Dämmerung angekommen.
Rønne - "Hauptstadt" der Insel
Der Ort ist so etwas wie die Hauptstadt der Insel und ein gelungener Mix aus Moderne und Tradition. Es ist herrlich unaufgeregt und doch gibt es genug zu schauen und erleben.
Shaima fährt nochmal nach Hause und nimmt einige Termine wahr. Judy und ich bleiben an Bord und machen mal Pause von der Reise. Ich krame das Skateboard hervor und erkunde damit die Gegend. Der Skatepark um die Ecke wird natürlich auch gleich ausprobiert und geschaut, was noch so geht. Die alten Knochen skaten besser als gedacht. Ich sollte das öfter machen!
Zu einem Ritual wird außerdem die morgendliche Begegnung an der Mole mit einem kleinen Tiger. Er ist sehr misstrauisch, Judy´s Leckerlies will er sich aber trotzdem nicht entgehen lassen. Ansonsten genieße ich es sehr, mal eine gewisse Zeit im Hafen an einem Ort zu liegen. Kein täglicher Check von Wind und Wetter. Keine Routenplanung oder Suche nach geeigneten Ankerplätzen. Dafür die Vorzüge der Zivilisation, was zum Beispiel ausgiebige und vorallem heiße Duschen oder den Supermarkt mit seinen Waren im Überfluss bedeutet.
Einige Tage später ist Shaima auch wieder dabei. Ihre Anreise lief anders als geplant und erforderte den kleinen Umweg über Ystad (Schweden). Ein Hoch auf die Zuverlässigkeit des deutschen ÖPNV.
Weiter gehts...
Wir könnten noch so viel mehr Zeit auf der Insel verbringen, behalten aber unser loses Ziel im Norden der Ostsee im Auge. So machen wir uns wieder auf den Weg und bleiben kurz darauf doch wieder auf Bornholm hängen. Schicksal!
Wir ankern vor Sandvig in der Åsund Bugt und bleiben, weil es so schön ist, zwei Nächte. Wir treffen auf eine OVNI36 aus Bremen, schlemmen leckerste Pizza und tolles Eis, spazieren durch den süßen Ort und die wundervolle Natur in Hammer Odde. Zum Abschluss unseres Aufenthalts stolpern wir dann noch in eine viel zu lange, viel zu sportliche und viel zu schöne Wanderung durch Hammerodde. Über Stock und Fels gehts durch die alten Steinbrüche, entlang der Küste und quer durch die Wälder.
Am nächsten Morgen brechen wir mit leichtem Muskelkater auf.
Utklippan will erkundet werden.
Bornholm, wir sehen uns wieder!
Hallo ihr Lieben!
Ich habe eure Einträge jetzt schon zweimal gelesen und werde sie sicher noch ein drittes Mal lesen. Soviel Informationen, übers segeln, über die besuchten Orte - wunderbar. Auch euer Humor schimmert durch und bringt mich zum Schmunzeln.
Ich liebe die Fotos und kann mich nicht satt sehen.
Fühlt euch innig umarmt. Christiane