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AutorenbildThomas

#2.17 Nagu...Trubel und Tramper

⌘ 04.08. - 06.08. Seili - Nagu (FIN)


Von Seili segeln wir ein paar Meilen in den nächsten "großen" Ort. Nagu liegt um die Ecke und bietet sehr gute Versorgungsmöglichkeiten, die hier im Archipel ansonsten ziemlich rar sind. Wir könnten es zwar noch etwas hinauszögern, haben aber wenig Lust auf Konservenfutter und „Schlüpfer wenden“. Spätestens der beinah leere Wassertank zwingt uns aber.

Wie dem auch sei...ohne die Notwendigkeiten, wären wir den Hafen nicht angelaufen. Und wir wären jetzt nicht zu viert untergwegs. Doch dazu später mehr.

Hier drei Screenshots in verschiedenen Zoomstufen aus unserer Navigationssoftware (Navionics). So ist ganz gut zu sehen, wo wir sind und wie so eine Seekarte im Groben ausschaut (alles keine Zoomstufen, die zur Navigation taugen!). Die gelbe Linie im dritten Bild zeigt die gesegelte Strecke laut GPS. Für die Nicht-Bootler vermutlich ein kleines Chaos!

4,5NM, die wir hoch am Wind segelten. Die Schlangenlinie auf dem Stück von Ost nach West ist dem drehenden Wind geschuldet, der verwirbelt über die Schären kam. Hier kämpften wir mit 2kn um jedes Grad Höhe. Auf dem letzten Stück von Nord nach Süd wehte der Wind wieder sauber, was man an den guten Winkeln und geraden Linien erkennt. Wir konnten wieder effektiv Höhe generieren und mit 5kn gegen den Wind segeln.


Es ist Freitag Mittag und von allen Seiten drängen Boote Richtung Hafen. Die meisten in Eile um bloß noch einen guten Platz zu erwischen. Wir hingegen lassen uns davon nicht anstecken und kreuzen Richtung Marina. Vor dem Hafen bergen wir dann in aller Ruhe die Segel, und bereiten den Anleger vor. Wir sind etwas aufgeregt, denn das letzte Manöver in einem engen und trubeligen Hafen war vor knapp drei Wochen in Uuki.

Das Glück ist aber mal wieder mit uns und so weist uns der nette Marinero einen breiten Platz mit Fingersteg zu. Gut, der Finger ist gute drei Meter zu kurz, wodurch es etwas seltsam aussieht. So kommen wir aber über die Seite an und von Bord, was uns das akrobatische Klettern über den Bug mit Hund im Arm erspart.

Die Marina ist in einem super Zustand und der Service klasse. Engagierte Marineras und Marineros weisen ein und packen fleissig mit an. Das Liegegeld gestaltet sich dementsprechend, dafür ist aber auch alles inklusive. Dusche, Strom, Wasser, Sauna, Müll- und Schwarzwasserentsorgung. Na gut, fast alles. Die Waschmaschine haut mit 8€ pro Stunde nochmal rein. Vielleicht doch die Wäsche wenden? Ach, sei es drum…


Nagu ist einer der wenigen „großen“ Orte mit zwei Supermärkten, etlichen Boutiquen, Souvenirläden, Bars, Restaurants und na klar, einem Alko-Shop! Groß bezieht sich in diesem Fall auf die Konsummöglichkeiten, denn in der Gemeinde leben nur knapp 1.500 Menschen dauerhaft. Mehr als 10.000 kommen über die Sommermonate dazu. Mit seiner Lage im Archipel und den Shops, ist Nagu ein Knotenpunkt. Er zieht so ziemlich jedes Boot an, das auf der Durchreise ist, Proviant benötigt oder dessen Crew einfach nur nach Entertainment ist. Vor allem Letzteres ist für viele der Grund hier festzumachen. Nagu ist nach Hanko DER Partyhafen in Finnland.


Hanna, willkommen an Bord! Es geht trubelig und anonym zu. Eine Person sticht aber bereits hervor, als sie sich noch in der Anfahrt befindet. Irgendetwas strahlt sie aus und irgendwie setzt sie sich von der Menge ab. Anfangs wundern wir uns darüber und kommen später in einen kleinen Plausch. Erst Shaima und ich, dann mit ihr. Anschließend trennen sich unsere Wege wieder. Wir bleiben über Nacht, sie hingegen läuft mit ihrer Skipperin nach der Versorgung wieder aus.

Am nächsten Morgen wundern wir uns. Hanna ist wieder! Sie sitzt mit Sack und Pack am Ufer und scrollt verloren durch ihr Telefon. Seltsam! Wir kommen erneut ins Gespräch.

Lange Rede, kurzer Sinn: Schwelende Konflikte haben sich entladen und so hat Hanna minder freiwillig das Boot verlassen. Man könnte auch sagen, dass sie in Nagu ausgesetzt wurde.

Shaima und ich erledigen anschließend unsere Angelegenheiten und beraten, ob wir helfen können bzw. wollen. Sie möchte ebenfalls nach Helsinki und das auch noch im gleichen Zeitraum. Wir hadern jedoch etwas mit der Entscheidung. Wollen wir jemand Fremdes in unserem kleinen Kosmos? Wollen wir unsere eingespielten Routinen aufbrechen und uns auf die „Einschränkungen“ einlassen? Weshalb ist sie von Bord gegangen? Wurde sie von Bord geworfen? Holen wir uns da einen problematischen Charakter auf die wenigen Quadratmeter Lebensraum?


Egal, wir riskieren es. Ein spannendes Experiment und ein guter Test, ob wir in Zukunft vielleicht doch Kojencharter anbieten. Obendrein kann etwas Abwechslung und Trubel nicht schaden. Neue Erlebnisse und Eindrücke sind immer gut. Und es sind maximal zehn gemeinsame Tage. Das ist doch sehr überschaubar.

Ein entschiedenes Wörtchen mitzureden hatte übrigens Judy, die direkt ihre Nähe gesucht hat. Das kann kein schlechtes Zeichen sein.


Und so kommt es, das wir ab jetzt zu viert unterwegs sind…


Hinweis: Auch zu Nagu gibt es keine Fotos. Die Smartphone-freie Zeit galt auch hier noch. Sorry, ihr Lieben!


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