⌘ 3.-10.April 2022, Klinting Hoved (DK) - Ærøskøbing (DK)
Eine ruhige Nacht geht früh zu Ende und die morgendliche Routine findet statt. Anschließend drehen wir noch eine extragroße Runde durch den Wald. Auf dem Rückweg versuchen wir an einer anderen Stelle die Klippe wieder hinunter zum Strand zu gelangen...keine gute Idee. Der Boden gibt nach und so geht es wenig elegant und schneller als mir lieb ist, den Hang hinab. Zum Glück hat das niemand gesehen! Ich bin bedient. Judy hingegen hat jetzt erst richtig Bock und tollt herum. Solch kleine Abenteuer sind genau nach ihrem Geschmack!
Anker auf
Zurück an Bord machen wir uns direkt auf den Weg. Im Nu ist der Anker wieder an Bord und die Segel gesetzt. Moderater Rückenwind, ebensolche Temperaturen garniert mit reichlich Sonnenschein. Dazu ein weiterer Kaffee und eine schnarchende Judy im Cockpit. Was will man mehr?!

So segeln wir an der Südseite Kekenis entlang. Hinter uns zieht ein ordentlicher Schauer durch. Eine halbe Stunde später und wir wären mittendrin...so wie letztes Jahr. Da haben wir genau an dieser Stelle unsere erste richtige Klatsche abbekommen. Heute nicht, heute bekommen wir Sonnenschein!
So geht es trocken an Kegnæshøj vorbei und bald darauf peilt der Bug auf die Nordspitze Ærøs mit seinem weithin sichtbaren Leuchtturm Skjoldnæs. Der Wind hat aufgefrischt und das 1.Reff in Vor- und Großsegel ist eingebunden. So geht es mit knapp halbem Wind die nächsten drei Stunden dahin. Außer zwei Frachtern, und zwei motorenden Seglern ist nicht viel zu sehen.
In Böen vierzig Knoten
Ums Kap herum, geht es schließlich mit raumem Kurs gen Ærøskøbing, während sich hinter uns etwas zusammenbraut. Eine Spur zu dunkel ist die Front, die schnell immer näher rückt. "Das wars mit der Sonne", murmele ich leise und hoffe insgeheim noch eben vorher im Hafen anzukommen. Der Gedanke ist kaum zu Ende gedacht, da ist der Wind weg. Wie ausgeknipst. Ein deutliches Warnsignal! Also schnell den Diesel anwerfen, Segel bergen, Judy unter Deck bringen und mich selbst ins Ölzeug stecken.
Kaum fertig, geht es los. Platzregen, Hagel, Böen bis knapp über 40Knoten und Ari "segelt" mit guten fünf Knoten erst einmal am Hafen vorbei. Beeindruckend, wie viel Angriffsfläche nur das Rigg und der Rumpf dem Wind bieten.
So schnell wie es kam ist es auch wieder vorbei. Eitel Sonneschein, als wäre nichts gewesen. Hallo Aprilwetter! Vielen Dank für die Klatsche!
Anlegen in Ærøskøbing
Klitschnass halte ich nun erneut Kurs auf die Hafeneinfahrt und bereite alles zum Anlegen vor. Fender ausbringen, Festmacher vorbereiten, Manöver planen. Kurz darauf passieren wir die Einfahrt des alten Hafens. Platz ist genug, denn außer uns liegt nur ein dänisches Boot in der hintersten Ecke. Es läuft wie am Schnürchen, bei Windstille ein Kinderspiel. Ich steige auf den Steg und zack...woher kommt den jetzt diese verdammte Böe? Schnell den Festmacher zweimal durch den Ring und haaalten. Mehr kann ich nicht machen. Ari treibt ab und ich bin an Land. Die Böe lässt zum Glück schnell nach und so kann ich dicht holen und das Boot kommt wieder in greifbare Nähe. Schnell zwei halbe Schläge in den Tampen und mit einem großen Sprung wieder zurück an Bord. Mit Hilfe der ausgebrachten Spring und Maschine bekomme ich das Boot dann kontrolliert an den Steg und kann in Ruhe die restlichen Festmacher ausbringen.
Hallo Ærøskøbing, da sind wir wieder!
Ærøskøbing, Ærø
Hier begann im letzten Jahr unsere Tour durch die dänische Südsee, wobei wir damals nördlich des Ortes in der Bucht "Revkrog" ankerten. Es war ein wundervoller Start.

Wann genau dieses schöne Fleckchen entstand, ist nicht bekannt. Erste Erwähnungen gab es wohl um 1250, der namentliche Eintrag erfolgte im 15. Jahrhundert. Lange war es das Zentrum der Insel, verlor dann aber nach und nach Bedeutung an das besser gelegene Marstal. Wirtschaftlich ein Nachteil, war es für den Erhalt des alten Kerns sicherlich von Vorteil. So können wir Besucher heute durch die alten denkmalgeschützten Gassen schlendern, die liebevoll erhaltenen und teils arg krummen Häuser erkunden und den Charme der freundlichen Bewohner auf uns wirken lassen.
Der Ort lebt heute vor allem vom Tourismus, weshalb ich es sehr genieße vor der Saison hier zu sein. Alles ist noch ruhig und man hat die Umgebung beinah für sich allein.
An dieser Stelle noch zwei kurze Tipps, für alle Rum- und/oder Biertrinker.
1. Bier: Auf Ærø befindet sich die kleine und feine "Ærø Bryggeri", die feinstes Bier braut und besichtigt werden kann. Selbst waren wir noch nicht dort, gleichwohl haben wir uns aber durch die Produktauswahl gekostet. Unser absoluter Favorit: No.5 Valnød!
2. Rum: Der Apotheker Albert Heinrich Riise stammt aus Ærøskøbing und verkaufte seinen Rum damals noch als Medizin bei Magenleiden. Keine Ahnung, wie Rum damals schmeckte, aber heute ist der karibische "A.H. Riise - Royal Danish Navy Rum" sehr zu empfehlen! Eine Gedenktafel im Ort erinnert an ihn.
Aus Zwei wird Sieben
Eigentlich sollten es nur zwei Tage im Hafen werden. Aufgrund miesen Wetters und zu viel Wind werden daraus fünf. Und aus fünf Tagen werden sieben, weil der freundliche Hafenmeister Frank (Hunde mögen ihn besonders, da er immer Leckerlies in der Tasche hat) mich darauf hinweist, dass man sieben Tage für den Preis von fünf im Hafen liegen kann. Na gut, überredet! Der Wind passt eh noch nicht sooo sehr für die weitere Route.

So genießen wir insgesamt sieben Tage an diesem wunderschönen Ort. Judy und ich lassen uns treiben. Gehen mal links und mal rechts, genießen die Natur, erkunden den idyllischen Ort, lassen uns von dem rauen Wetter nicht unterkriegen und versüßen uns die Zeit mit besagtem Bier und Kauknochen. Müßiggang par excellence!
Ruckzuck ist die Woche vorüber und es juckt die Segellust. So brechen wir wieder auf und peilen nach Großenbrode. Doch dazu mehr im nächsten Eintrag.
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